Die drei Ausbildungsblöcke

Welche Ausbildungsabschnitte umfasst die Ausbildung zum Adipositastrainer?


Die Ausbildung zum Adipositastrainer besteht gemäß den Vorgaben der Konsensusgruppe Adipositasschulung aus den drei Blöcken Hospitation, Theorieseminar und Supervision. Dabei ist die Reihenfolge von Hospitation und Theorieseminar variabel, die Supervision stellt jedoch in jedem Fall den abschließenden Ausbildungsblock dar. Die drei Blöcke können durch verschiedene von der KgAS anerkannte Institutionen und Einrichtungen angeboten werden. Die Adipositas-Akademie Baden-Württemberg e.V. und ihre Kooperationspartner bietet alle drei Blöcke an beiden Standorten (Schliengen und Wangen) an.
Das Adipositas-Trainerzertifikats wird auf Antrag nach Absolvierung aller drei Ausbildungsblöcke vom Sprecher der Konsensusgruppe Adipositasschulung unter Vorlage der Teilnahmebestätigungen ausgestellt und ist grundsätzlich dauerhaft gültig. Nach Absolvierung der Blöcke 1 und 2 (Hospitation und Theorieseminar) kann ein vorläufiges Trainerzertifikat beim Vorstand der KgAS beantragt werden, das eine Gültigkeit von zwei Jahren hat. Innerhalb dieser zwei Jahre muss der Block 3 (Supervision) nachgewiesen werden.

Die Hospitation erfolgt bei einer Adipositasschulung an einer von der KgAS zertifizierten Schulungseinrichtung. Sie umfasst mindestens 24 Unterrichtseinheiten und muss alle fünf Schulungsbereiche umfassen. Ziel der Hospitation ist ein nachhaltiger Einblick in alle Schulungsbereiche sowie das Aufzeigen vielfältiger methodischer und didaktischer Möglichkeiten in den verschiedenen Bereichen der Adipositasschulung bei Kindern und Jugendlichen. Hier besteht auch die Möglichkeit zum intensiven fachlichen Austausch während der Hospitation sowie die Reflektion und Nachbesprechung einzelner Unterrichtseinheiten mit erfahrenen Fachleuten und Therapeuten.

Bis Ende 2006 ist dabei im Rahmen folgende Übergangsregelung eine Anerkennung bisheriger Tätigkeiten als Hospitation möglich: „Fachkräfte, die bereits erhebliche Erfahrung in der Durchführung von Adipositasschulungen haben (mehr als 2 ambulante oder 6 stationäre persönlich durchgeführte Schulungen) können bei entsprechendem Nachweis formlos eine verkürzte Trainerausbildung bei einer Adipositas-Akademie beantragen. Diese Ausbildung umfasst in jedem Fall das Theorieseminar (Block 2) und eine Supervision (Block 3). Zeigt der angehende Trainer während der Supervision ausreichende methodisch-didaktische Fähigkeiten in der eigenen Adipositasschulung, so wird ihm die Teilnahme an der Hospitation (Block I) erlassen, und er erhält sein Trainerzertifikat. Diese Übergangsregelung gilt bis 31.12.2006“ (Auszug aus dem Handbuch „Adipositas – Trainer, Dozenten, Akademien, Schulungseinrichtungen“ der KgAS).

Das interdisziplinär strukturierte Theorieseminar beinhaltet 54 UE zu den Schulungsbereichen „Medizin“, „Ernährung“, „Körperliche Aktivität & Sport“, „Psychosoziales“ und „Elternschulung“. sowie zum Bereich der allgemeinen Grundlagen der Adipositasschulung bei Kindern und Jugendlichen. Dieser Ausbildungsblock zeichnet sich neben Vorträgen und Referaten durch gemeinsames Erarbeiten der Themen mittels vielfältiger praktischer Beispiele und Übungen, Eigenrealisation und Kleingruppenarbeit aus. Inhaltlich werden sowohl Hintergrundinformationen als auch aktuelle Erkenntnisse zur Adipositasbehandlung und -schulung bei Kindern und Jugendlichen vermittelt. Andererseits liegt ein Schwerpunkt auf dem Austausch und der Diskussion von Inhalten, Methoden, Konzepten bis hin zu konkreten Übungen aus der praktischen Arbeit der Schulungsbereiche. Weitere zentrale Inhalte sind die praxisnahe Vermittlung von Grundlagen der Unterrichtslehre und der Didaktik der Gesprächsführung, der Arbeit mit Gruppen von Kindern oder Jugendlichen, sowie der Organisation und Finanzierung von Adipositasschulungen. Folgende Themen werden obligatorisch im Rahmen des Theorieseminars behandelt:

Bereich der allgemeine Grundlagen der Adipositasschulung:

Epidemiologie, psychosoziale Bedeutung der Adipositas, Leitlinien, Prognose, gesellschaftliche Kosten, offene oder strittige Fragen in der Adipositasbehandlung
Bedeutung der Schulung für die Adipositasbehandlung. Schulungsphilosophie. Grenzen
Indikation und Ziele der Adipositasschulung
Rahmenbedingungen, Qualitätssicherung und Evaluation
Grundlagen der Rhetorik, Methodik und Didaktik der Adipositasschulung
Aufgaben des Schulungsteams
Flexible Kontrolle
Selbstbeobachtungstagebuch und Verstärker
Materialien
Entwicklung eigener Schulungen

Bereich Medizin:
Definitionen und Folgen der Adipositas
Ursachen der Adipositas
Überblick über die Behandlung der Adipositas

Bereich Psychosoziales:
Selbstwahrnehmung
Selbstakzeptanz
Ausgewogene Lebensgestaltung
Soziale Kompetenz und zwischenmenschliche Konfliktbewältigung
Funktion von Essen Bewegung und Körpermasse
Zielplanung

Bereich Ernährung:
Ernährungslehre
Essverhaltenstraining
Mahlzeitentraining / Kochen
Einkaufstraining

Bereich körperliche Aktivität und Sport:
Wirkung, Grenzen und Risiken von körperliche Aktivität und Sport
Konflikte, Konfliktlösung und Motivation
Sportpädagogische Ansätze für die Praxis der Adipositasschulung
Trainingssteuerung
Praktische Umsetzung der verschiedenen Schulungsthemen

Bereich Familie / Elternschulung:
Förderung der Erziehungskompetenz
Elterliche Förderung der Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptenz des Kindes
Motivationsförderung und Zielplanung
Beeinflussung des Ess- Ernährungs- und Bewegungsverhaltens
Mahlzeitenzubereitung und Kochen
Besonderheiten bei der Vermittlung der medizinischer, psychologischer, ernährungs- und bewegungsbezogener Schulungsinhalte

Dritter und letzter Ausbildungsabschnitt ist die Supervision zweier selbständig durchgeführter Schulungseinheiten mit einer Gruppe von Kindern oder Jugendlichen mit Adipositas oder Übergewicht. Die Supervision hat zum Ziel, den Unterricht gemeinsam mit dem Supervisanden zu reflektieren, mögliche Schwierigkeiten oder Abweichungen zu besprechen, Alternative Vorgehensweisen zu erarbeiten und so einen verbesserten Unterricht sowie eine erhöhte Fähigkeit zur Eigenreflektion anzustoßen.

Der Supervisand ist dazu verpflichtet, das verwendete Schulungskonzept und den Schulungsablauf zu dokumentieren (Stundenpläne und Checklisten mit Inhalten/Themen). Darüber hinaus muss für jede der beiden supervidierten Schulungseinheiten eine Ausarbeitung vorab eingereicht werden (obligatorische Inhalte sind Ziele, Methode & Didaktik, Organisationsform, Material). Die Supervision kann mit einem Supervisand oder bei Video-Supervisionen in einer Gruppe erfolgen.

Für die Supervision gibt es zwei Möglichkeiten:
Bei der Live-Supervision muss der Supervisor an mindestens zwei Unterrichtseinheiten des Supervisanden mit unterschiedlichen Themen persönlich teilnehmen. Die Beurteilung der Trainerqualifikation erfolgt persönlich und unmittelbar im Anschluss an die Schulung.
Bei der Video-gestützten Supervision legt der Supervisand dem Supervisor neben den Ausarbeitungen zwei vollständige auf Video aufgezeichnete Schulungseinheiten mit unterschiedlichen Themen vor. Bei einem gemeinsamen Termin werden diese Aufzeichnungen dann beurteilt, gemeinsam analysiert und reflektiert. Video-gestützte Supervisionen können auch als Gruppensupervisionen erfolgen.
Ist die dargestellte Leistung des angehenden Trainers in der Supervision nicht ausreichend, so kann der Supervisor eine erneute Supervision fordern.